Tagebuch eines alten Hundes

eine Seite vor

7. März 2011
Seit zwei Tagen läuft Zito eigentlich ganz gut. Er humpelt immer noch deutlich, aber er wirkt recht fröhlich dabei und insgesamt läuft er auch besser. Sollten die Tabletten vielleicht nun doch den gewünschten Erfolg bringen? Wunder erwarte ich keine und wenn Zito jetzt nicht wieder schlechter läuft, dann kann ich eigentlich ganz zufrieden sein und die Lebensqualität ist da, worüber ich mich natürlich ganz besonders freue.

Heute waren wir auch wieder bei der Physiotherapie. Beim letzen Mal war es kaum möglich gewesen, Zitos linkes Vorderbein im Schultergelenk zu bewegen. Heute war das Gelenk weitaus beweglicher.
Folgende Hausaufgabe habe ich bekommen:
Zito sitzt, ich nehme ein Vorderbein und ziehe es vorsichtig nach vorne, und zwar so, dass es waagerecht und gerade in meiner Hand liegt. Ganz behutsam wird das Bein dann etwas weiter nach oben oder noch mehr nach vorne gezogen. Natürlich immer ganz langsam und nur so weit, wie es Zito zulässt. Anschließend wird das Gleiche mit dem anderen Bein gemacht und dann nochmals ca. 4-6 Mal im Wechsel.

2. März 2011
Zito bekommt nun seit 3 Wochen seine neuen Tabletten. Zum Glück scheint er die Medikamente gut zu vertragen. Als ich den Beipackzettel gelesen hatte, war ich nämlich schon drauf und dran, die Medis nicht zu geben.... Zur Sicherheit werde ich in nächster Zeit aber noch ein Blutbild machen lassen. Ich möchte auf jeden Fall die Nieren und die Leber im Auge behalten. Das Gabapentin kann u.a. auch die weißen Blutkörper verringern, was ziemlich fatal wäre, da Zitos Werte, seit seinen Bestrahlungen, sowieso schon viel zu niedrig sind.

Leider zeigen sich bislang nicht die von mir so sehr gewünschten Erfolge. Zwischendurch habe ich deshalb noch mit der TÄ Rücksprache gehalten. Es kann wohl 2-4 Wochen dauern, bis der Medikamentenspiegel so eingestellt ist, dass man eine Verbesserung des Gangbildes sehen kann. Mittlerweile bin ich aber pessimistisch. Allerdings möchte ich auch nicht in kürzester Zeit viele, unterschiedliche Medikamente ausprobieren, also halte ich diese 4 Wochen durch und spreche dann nochmals mit der TÄ. Manchmal frage ich mich schon, ob Zito noch eine ausreichende Lebensqualität hat.


9. Februar 2011
In der TiHo in Hannover

Heute wurde Zito in Hannover untersucht und geröngt. Gleich zu Anfang sagte ich, dass ich Zito, wenn möglich, keine komplizierten Untersuchungen mehr zumuten möchte, z.B. ein MRT oder CT. Das wurde auch ohne weiteres akzeptiert.

Auf den Röntgenbildern wurde in allen Gelenken eine altersbedingte Arthrose festgestellt, die aber nicht ungewöhnlich stark ausgebildet ist. Es ist auch nicht klar, ob das die alleinige Ursache der Schmerzen ist. Ich vermute es eher nicht, aber ich habe mich bislang ja gegen weitere Diagnostikmöglichkeiten entschieden und so machte ich mit Frau Dr. Eberle aus, in Richtung Schmerztherapie etwas zu unternehmen. Zito soll nach wie vor sein Previcox bekommen und zusätzlich wurde ihm, zunächst für 4 Wochen, Tramadol und Gabapentin verschrieben.

Ich habe dann auch noch gleich den jährlichen Bauchraumultraschall mitmachen lassen, da ich ja 1-2 mal jährlich die Milz wg. Zubildungen kontrollieren lasse. Da war zum Glück alles in Ordnung, die Zubildungen haben sich bislang nicht verändert und auch die anderen Organe sahen recht gut aus. In der Hinsicht kann ich also ganz beruhigt sein, wobei sich ja auch dort sehr schnell was verändern kann, aber davon gehe ich nicht aus.

Was bisher geschah

Zito baut lauftechnisch gesehen immer mehr ab. Vermutlich leide ich mehr darunter als er. Solange Zito seine 400 Meter sehr langsam, aber relativ fröhlich und interessiert bewältigt, kann ich trotzdem gut damit leben. Allerdings ist es schwer für mich zu akzeptieren, dass Zito jetzt wohl nicht mehr „nur“ alt ist, sondern auch massive, körperliche Probleme und somit wohl auch Schmerzen hat. Besonders schlimm ist es, wenn Zito bei seinen Minispaziergängen nicht fröhlich wirkt und es ihm schwer fällt, auch nur 50 Meter zu gehen. Das kommt zwar noch nicht oft vor, aber es passiert.
Wenn ich an das vergangene Jahr zurück denke, dann fingen die Probleme bereits im Oktober 2010 an. Zu dieser Zeit war Zito schneller auf den Spaziergängen erschöpft und bei den „Such-Verloren-Spielen“ zeigte er schon nicht mehr die gewohnte Begeisterung, also er rannte nicht mehr so schnell zu den verlorenen Dingen und brachte sie auch nicht mehr galoppierend zurück, so wie das eigentlich bislang seine Art gewesen ist. Die ersten Stufen unserer Treppe im Haus wurden nicht mehr im Wechselschritt hinunter gelaufen, sondern er hüpfte immer mit den Vorderbeinen gleichzeitig eine Stufe hinunter und zog dann die Hinterbeine nach, dabei richtete er sich so schräg wie möglich aus.
Trotz allem machte ich mir aber noch keine sehr großen Sorgen, denn Zito war fröhlich und er schaffte auch noch unsere gewohnten, kleinen Runden von ca. 1,5 - 2 Kilometern.

Ende Januar 2011 war plötzlich eine gravierende Verschlechterung seines Laufens zu beobachten. Es kam mir vor, als ob Zito überall Schmerzen hatte. Er konnte seinen Kopf nicht mehr richtig hoch heben, er humpelte vorne, er belastete sein linkes Hinterbein nicht, er schien im Rücken steif zu sein, er lief nur noch im Zeitlupentempo. Ich fuhr mit Zito zu Renate, da ihm die Bowentherapie-Behandlung immer mal wieder gut getan hatte und ich war schon sehr lange nicht mehr dort gewesen. Zito bekam zusätzlich Physiotherapie bei Frau Daus, die auch Dorntherapie anbietet. Frau Daus stellte diverse Verspannungen und einen verschobenen Wirbel bei Zito fest. Nach der Behandlung ging es Zito sichtbar besser, aber das Humpeln vorne rechts war nach wie vor deutlich zu sehen.

Zito humpelte immer stärker und aus den kleinen Runden wurden Minispaziergänge und mittlerweile musste ich auch für die letzte Abendrunde mit dem Auto zum nächsten Grünstreifen fahren, weil Zito die Strecke vom Haus bis zum Dorf raus und wieder zurück gar nicht mehr bewältigen konnte. Noch vor einem halben Jahr habe ich für die letzte Abendrunde vielleicht 15-20 Minuten gebraucht. Nun würde ich vielleicht die Hälfte der Strecke in der gleichen Zeit schaffen und zurück müsste ich Zito vermutlich tragen......

Natürlich machte ich mir große Sorgen. Zunächst wollte ich einen Termin in der Tierklinik in Bielefeld abmachen, bei Dr. Flaig, der Facharzt im orthopädischen Bereich ist, aber dann entschied ich mich dafür, in Hannover anzurufen und zunächst mit Frau Dr. Eberle zu sprechen. Mir war schon bewußt, dass in Zitos Fall die orthopädische Abteilung an erster Stelle hätte stehen müssen und nicht die Onkologie, aber hinzu kam noch, dass ich plötzlich die panische Befürchtung hatte, dass Zito vielleicht ein Osteosarkom haben könnte und bei Frau Dr. Eberle fühlte ich mich mit Zito bislang immer gut aufgehoben, sie kennt uns ja auch schon recht lange.


 

   
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